Über die Sitzkultur

Oder: Die Kunst des Sitzens
Was bedeutet Sitzen? Was stellen wir uns unter Sitzen vor? Sind alle Annahmen vom Sitzen gleich? Ist das universale Konzept vom Sitzen weltweit und unter allen Völkern unserer Welt einheitlich?
Leider gibt es kaum Quellen oder Nachschlagwerke, die die Bedeutung des Sitzens erklären. Schlagen wir im Lexikon nach, was unter Sitzen geschrieben steht: „ […] eine Haltung eingenommen haben, bei der man mit dem Gesäß und den Oberschenkeln bei aufgerichtetem Oberkörper auf einer Unterlage bzw. einem Stuhl o. ä. ruht und die Füße auf dem Boden gestellt sind.“
Ob das die wahre Bedeutung des Sitzens ist? Es ist sicherlich die europäische Bedeutung der Sitzhaltung. So finden wir unter Sitzen auch Sitzgelegenheiten in Form eines Möbels oder der gebauten Vorrichtung. Das Sitzen auf einem Stuhl ist gewiss prächtig. Je prächtiger und imposanter der Stuhl, desto besser die Aussicht und um so mächtiger das Ansehen des Sitzenden.
Sitzen an sich hat aber eine andere Bedeutung, vor allem im Orient. Dort kennt man den Stuhl und von dort kommt auch der Thron, aber die Sitzhaltung hier ist eine andere.
Bleibt die Frage, ob die Körperhaltung des im europäischen Sinne üblichen Sitzens physiologisch gesund oder eher pathologisch ist. Und weiß der Europäer, dass das Sitzen, wie es im üblichen Sinne hier praktiziert wird, nicht gesund ist? Viele Menschen haben Probleme damit und scheinbar keine andere Wahl.
Ob es wirklich keine andere Wahl gibt, soll ein Blick auf Evolution und Entwicklungsgeschichte zeigen, wie letztlich die Sitzkultur entstanden ist.

Blutkreislauf und Aufgaben des Blutkreislaufes - Venen, Arterien und Lymphgefäße


Die Venen sind eine von drei Gefäßen die sich in unserem Körper befinden und unseren Körperzellen ver- und entsorgen. Außer den Venen wir haben Arterien und Lymphgefäße. In den Venen und Arterien fließt Blut, sauerstoffarm und -reich, je nach dem, und in den Lymphgefäßen fließt Lymphe, die überwiegend aus Wasser, Fett und Stoffwechselabfallprodukten, auch weniger Blutkörperchen, besteht. Wir wissen, dass das Blut im Körper zirkuliert. Das Blut erfüllt vier wichtige Aufgaben im Kreislauf
Aber was den Kreislauf aufrecht hält, wenn das Gefäßsystem durch Stehen beansprucht ist?

Was den Kreislauf aufrecht hält

Der Kreislauf des aufrecht stehenden Menschen muss die Schwerkraft überwinden. Die am wichtigsten durchbluteten Organgruppen Gehirn, Herz, Lunge, Verdauungstrakt und Gliedmaßen befinden sich übereinander und nicht wie beim Vierfüßler in der Horizontalen.
Die Blutflüssigkeit muss über einen Höhenunterschied von mehr als 1,5 Metern gleichmäßig in alle Körperteil gelangen, ohne dass eine größere Blutmenge in den Beinen versackt. Es gibt vor allem vier natürliche Mechanismen, die dieses Kunststück ermöglichen: Muskelpumpe, Eigenaktivität der Gefäße, Venenklappen und Herztätigkeit. Die Wirksamkeit dieser Mechanismen ist jedoch an eine Bedingung geknüpft: Bewegung! Bei lang anhaltender Stehbelastung nimmt ihre Leistung erheblich ab. Auch beim Sitzen ist es nicht besser, damit ist aber Sitzen auf dem Sitz oder Stuhl gemeint ist nicht Sitzen auf dem Boden.
Venenleiden beginnen ganz harmlos. Von Venenleiden ist in unserer Gesellschaft, ohne es oft zu wissen, jeder zweite Erwachsene betroffen. Unbehandelt verschlechtert sich dieses Leiden stetig. Frauen sind durch schwächeres Bindegewebe und Schwangerschaft häufiger betroffen. Müde und schwere Beine am Abend sind häufig die ersten Anzeichen. Werden diese ersten Beschwerden nicht ernst genommen, dauert es oft nicht lange, bis sich Schwellungen in den Beinen dazu gesellen – ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich das Blut in den Beinvenen staut. Diese Warnsignale werden leider oft übersehen. Erbanlagen sind meist die Basis von Venenleiden.

Muskelpumpe und Venenklappen

Durch die Pumpwirkung des Herzens plus arteriellem Blutdruck fließt das Blut durch die Arterien in Richtung der Organen. Durch den Rückstrom fließt das Blut durch die Venen (mit Ausnahme der Lungen), aber nicht mit eigener Kraft, sondern mit Hilfe von arteriellem Druck und passivem Sog des Herzens, die unterstützt werden beim Stehen durch die Muskelpumpe der Waden und Fußgelenke, wobei Venenklappen, die wie Rückschlagventile wirken, die Muskelpumpe und den Rückstrom des Blutes unterstützen.
Arterien und Vene haben die gleiche Schichtenstruktur in der Gefäßwand, aber die Muskelschicht von Venen sind viel schwächer als die der Arterien, daher können sie nicht wie die Arterien Druck auf das Blut ausüben. Der Blutstrom in den Arterien geschieht durch Druck- und Pumpwirkung des Herzens, aber der Rückstrom in den Venen geschieht durch die Muskelpumpen der Waden und Fußgelenke, unterstützt durch Venenklappen.
Das Prinzip der Muskelvenenpumpe (Bildbeschreibung):
Bei entspanntem Muskel füllt sich der entsprechende Venenabschnitt mit Blut (1), das bei der nächsten Anspannung wiederum weiter nach oben transportiert wird (2). Die Venenklappen verhindern dabei das Zurücksacken des Blutes.

Die Blutverteilung in den Beinen

Das Blutvolumen beträgt in den Beinen, im Stehen, im Bereich der Zehen und im Sprunggelenk 25 ml, im Bereich der Waden 100 ml und im Schenkelbereich 225 ml.
Diese Werte reduzieren sich beim aktiven Gang auf 10, 40 und 190 ml. Diese Reduktion ist folge eines Kompressionseffekts, welcher durch Druck von Haut und Muskeln (stabilisiert durch Muskelfaszien) auf den Venen entsteht. Bei der Position vom „Ursitzen“ ist der ausgeübte Druck auf den Venen ist höher und das Blutvolumen niedriger als 10, 40 und 190 ml.

Anatomie den des Venensystems

Anatomisch gesehen, gibt es 2 Arten von Venen
Die Venen (Beinvenen), sind mit einem unterstützenden Apparat gerüstet, wodurch das Blut, mit der Hilfe den Muskeln von unten nach oben wird gepumpt.
Auf den Innenseiten der Venenwände befinden sich sogenannte Venenklappen, die sich bei Druckerhöhung oberhalb der Klappe schließen. Die Venenklappen verhindern wie Ventile, dass das Blut zurückfließt.
Die Beinmuskulatur und die Venenklappen bilden zusammen eine hochwirksame Blutpumpe. Durch Anspannen und Erschlaffen der Beinmuskulatur, wird das Blut in den Venen nach vorn gepresst. Da die Venenklappen nur in eine Richtung durchlässig sind, kann das Blut nicht zurück, sondern nur herzwärts fließen.

Die Krankheiten, die geschädigte Venen verursachen

Venenleiden beginnen ganz harmlos und zwar mit Blutstau. Fließt das Blut aus den Venen nicht richtig ab, werden die Venenwände durch den steigenden Druck auseinander gedrückt.
Normalerweise können sich die Venen wieder zusammenziehen, wenn der Blutstau behoben ist. Kommt es ständig zu Stauungen durch andauerndes Stehen oder Sitzen, werden die Fasern in der Venenwand allmählich überdehnt. Die Venenwände können sich nicht mehr vollständig auf den ursprünglichen Durchmesser zusammenziehen, sie verharren im überdehnten Zustand.
Von Venenleiden ist in unserer modernen Gesellschaft, oft ohne es zu wissen, jeder zweite Erwachsene betroffen. Unbehandelt verschlechtert sich dieses Leiden stetig. Frauen sind durch schwächere Bindegewebe und Schwangerschaft häufiger betroffen. Müde und schwere Beine am Abend sind häufig die ersten Anzeichen.
Werden diese ersten Beschwerden nicht ernst genommen, dauert es oft nicht lange, bis sich Schwellungen in den Beinen dazugesellen – ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich Blut in den Beinvenen staut. Diese Warnsignale werden leider oft übersehen. Was genau ist währenddessen mit den Venen passiert?
Einfach: Venen sind krank! Erbanlagen sind meist die Basis. Hinzu kommt, dass sich durch vorwiegend sitzende oder stehende Tätigkeit das venöse Blut in den Beinen sammelt. Der Rückstrom des Blutes aus den Beinen zum Herzen ist gestört. Die leicht dehnbaren Beinvenen werden durch den Druck des Blutes erweitert. Die Venenwände verändern sich und werden durchlässiger. Das Bein schwellt an, und es entsteht ein Ödem (Wasseransammlung).
In der Waagerechten baut sich über Nacht die im Gewebe befindliche Flüssigkeit ab, das Ödem verschwindet, bildet sich im Laufe des Tages jedoch wieder neu. Je häufiger und länger die Beinvenen überdehnt werden, desto gravierender sind die Folgen. Erweiterungen der Venen lassen sich nicht mehr rückgängig machen, die Venenwände werden zunehmend durchlässiger. Ein wahrer Teufelskreis beginnt. Was sind die Folgen?
Krampfadern und zunehmende Schwellungen, die nicht mehr von allein verschwinden, sind Venenerkrankungen. Wird auch jetzt nicht reagiert, können ein „offenes Bein“ und lebensgefährliche Thrombosen die Folge sein. Flüssigkeiten, die im Gewebe liegen bleiben, erzeugen ein „versumpftes Areal“ an der tiefsten Stelle des Beins, der Fesselregion. Das Gewebe stirbt ab und es kommt zum „offenen Bein“ (Ulcus cruris).
Mehr als 1,2 Millionen Deutsche sind von diesem schwer heilenden Leiden betroffen.
Bei einer Thrombose bildet sich, bedingt durch einen venösen Stau, ein Thrombus (Blutgerinnsel). Wandert ein Thrombus von den Beinen bis in die Lunge, entsteht eine lebensgefährliche Situation, die Lungenembolie. Eine tödliche Lungenembolie als Folge einer venösen Thrombose wird jährlich 20.000- bis 25.000-mal diagnostiziert. Die Dunkelziffer wird auf ein Mehrfaches geschätzt.
Früherkennung kann diese Entwicklung verhindern.

Ursache dieser Zivilisationskrankheit

Ergebnisse der „Tübinger Studie“ 1981

Ergebnisse der Baseler Studie

(Langzeitstudie unter der Leitung von Prof. Dr. Leo K. Widmer, Basel)

Innerhalb von 11 Jahren:

Typischer Kompressionsstrumpfpatient (ein Patient, der zusätzlichen Druck auf den Beinvenen benötigt)

Soziale, gesundheitspolitische und volkswirtschaftliche Probleme durch Venenerkrankungen

Therapie venöser Beinleiden

Kompression als Basistherapie, Wirkungsmechanismus und Ziele der Kompressionstherapie

Bei allen venösen Beinleiden ist die Behandlung mittels physikalischer Kompression die Basistherapie. Auch chirurgische Maßnahmen und eine medikamentöse Therapie erfordern zur Sicherung der Ergebnisse und zur Vorbeugung von Rückfällen (Rezidivprophylaxe) eine fortgesetzte Kompression.
Gleichmäßiger, angenehmer sowie anpassender Druck vom außen auf den oberflächlichen und tiefen Venen der unteren Extremitäten sind die Wirkungsmechanismen die Venen benötigen, um die folgenden Entstauungen zu erreichen: Dadurch sind folgende Ziele erreichbar: Letztendlich ergänzen sich alle Maßnahmen durch gesunde Sitzenpositionen.